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Der König war mit diesem Versuch sehr zufrieden, aber als Etienne Montgolfier seine Absicht bekannt gab, einen Ballon für Menschen zu bauen, bestand Ludwig XVI. darauf, dass als Passagiere nur zum Tode verurteilte Verbrecher in Frage kämen, die begnadigt werden sollten, falls sie die Fahrt überlebten.
Aber der luftfahrtbegeisterte Aristokrat Francois Pilotre Pilatre de Rozier, mit 26 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der Akademie der Wissenschaften, wandte sich ganz entschieden gegen diese Anordnung des Königs. Pilatre de Rozier war empört darüber, dass gemeine Verbrecher den Ruhm ernten sollten, die ersten Luftfahrer der Welt zu sein, und erbot sich, an ihre Stelle zu treten. Der junge Adlige, der als Gründer eines naturwissenschaftlichen Museums in Paris bekannt geworden war, hatte etwas Draufgängerhaftes an sich. Besucher seines Museums entzückte und erschreckte er, indem er Wasserstoffgas einatmete und beim Ausatmen anzündete.
Außerdem besaß er Mut und Gelassenheit in kritischen Lagen - beides Eigenschaften, die sich bei Ballonfahrern als wertvoll erweisen würden - sowie die Fähigkeit, wichtige Männer für sich einzunehmen.
Pilatre de Rozier überredete den Marquis Francois Laurent D’Arlandes, seinen Einfluss bei einer der Hofdamen der Königin Marie Antoinette zu nutzen, um König Ludwig XVI. dazu zu bewegen, statt eines Verbrechers einen ehrbaren Franzosen die erste Luftreise wagen zu lassen.
Das gelang D’Arlandes auch, aber er forderte eine Gegenleistung: Er würde Pilatre de Rozier auf dieser denkwürdigen Luftfahrt begleiten. Der Ballon, mit dessen Bau Etienne Montgolfier begonnen hatte, war das bisher großartigste Luftfahrzeug.
Die wichtigsten Neuerungen waren eine Passagiergalerie aus Weidengeflecht, die den Ballon unten wie ein runder Balkon umgab, und ein Feuerkorb, der an Ketten unter der Füllöffnung hing, so das die Ballonfahrer während der Fahrt Rauch - mit anderer Worten: Heißluft - erzeugen und auf diese Weise länger In der Luft bleiben konnten.
Ebenfalls an Bord befanden sich Heugabeln, mit denen Strohbündel nachgelegt werden konnten, und Wassereimer mit Schwämmen, um etwa auftretende kleinere Brände löschen zu können. Pilatre de Rozier machte seinen ersten Fesselaufstieg mit diesem Ballon am 15. Oktober 1783 in Paris und erreichte dabei eine Höhe von etwa 25 Metern.
PiIatre de Rozier blieb unerschütterlich. „Der furchtlose Abenteurer“, schrieb Cavallo, „versicherte seinen Freunden und der Menge, die ihn mit Bewunderung, mit Staunen und mit Angst betrachtet hafte, er habe nicht die geringste Unannehmlichkeit zu ertragen gehabt: kein Schwindelgefühl, keine lästige Bewegung, keinerlei Stöße.“ Er war so aufgeregt, das er bei der Landung gegen eines der noch ungeschriebenen Gesetze der Ballonfahrt verstieß, indem er von der Galerie sprang, bevor der Ballon festgehalten wurde, so dass die um sein Gewicht erleichterte Kugel prompt wieder bis ans Ende des Fesselseils hochstieg.
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